Samstag, 31. Januar 2015

Denk-Bar (VI)

Die Denk-Falle

"In der geballten Faust sind alle Finger gleich." Fürwahr ein treffender Satz für alle Wahrheits-Pächter. Wenn es nur eine Wahrheit geben soll, müssen sie sich schon die Köpfe einschlagen. Bis eine Wahrheit übrig bleibt. Mit geballten Fäusten kann man nicht aufeinander zugehen, man geht aufeinander los.

Derzeit gehen viele auf den Islam los. Fundamentalistische Kreise sehen keine Gesprächsbasis, es sei denn, die Andersgläubigen werden zu Gleichgläubigen. Atheisten sehen keine Gesprächsbasis, es sei denn, die Andersgläubigen werden zu Nichtgläubigen. Was nicht bewiesen werden kann, gibt es nicht. Die Suche nach dem Beweis frisst die Weisheit.

Beeindruckt hat mich jüngst ein "Tatort". Da sitzt ein Rabbi im Kreise seiner Schüler und kündigt an, dass er nun die Nichtexistenz Gottes beweisen werde. Erst fragt er, ob Gott den Erdball auf seinen Fingern jonglieren könne. Die Schüler sind sicher, dass er das kann. Dann fragt er seine Schüler, ob Gott einen Felsbrocken schaffen könne, den er nicht tragen könne. Die Schüler überlegen und sagen, dass ein Gott, der allmächtig ist, auch das schaffen kann. Wo, fragt der Rabbi, bleibt da die Allmacht Gottes? Schon sitzen die Schüler des Rabbi in der Denk-Falle.

Ob allerdings Atheisten ihre reine Freude an diesem Rabbi hätten? Wahrscheinlich nur so lange, bis sie merken, dass sie ebenfalls in der Falle sitzen würden, wenn sie sich auf ein Gespräch mit dem Rabbi eingelassen hätten. In der Falle sitzen aber auch Atheisten nicht gern, denn nun müssten sie beweisen, dass es auch diese Falle nicht gibt.

Das Judentum ist eine Religion, die das tägliche Scheitern an den eigenen Ansprüchen mit einem unglaublichen Witz auf die Schippe nehmen kann. Dazu ein weiteres Beispiel aus diesem "Tatort": Der Rabbi erzählt dem "Tatort"-Kommissar einen Witz. Der geht so: Ein Rabbi landet auf einer einsamen Insel. Dort richtet er sich ein, bis die Retter kommen. Ein Retter stellt erstaunt fest, dass der Rabbi zwei Synagogen gebaut hat und fragt nach dem Grund. Da zeigt der Rabbi auf die linke Synagoge und sagt: "Da geh ich nicht rein!"

Wenn es um Religionen geht, gehen Atheisten nirgendwo rein. Fundamentalisten gehen nur dort rein, wo sie unter sich sind. Dabei gibt es längst ein Bündnis. Wenn es gegen den Islam geht.  

Papst trägt Brautkleid seiner Ehefrau

18. Januar 2015. Auf den Philippinen hat er ihr Brautkleid getragen. Was macht einen Mann für eine Frau attraktiv? Intelligenz, viele Reisen und sicherer Arbeitsplatz. Hat Papst Franziskus. Außerdem hat er von seiner Ehefrau viel gelernt. Wie lange versteckt er sie noch vor der Öffentlichkeit? Verleugnen kann er sie nicht mehr. Was er in Mali vor sechs Millionen Menschen gesagt hat, kann er nur aus Erfahrung wissen.

Er hat gesagt, dass man mehr auf Frauen hören sollte. Damit teilt er das Schicksal vieler Ehemänner. Papst Franziskus sagte außerdem, dass Frauen die Dinge anders sehen als Männer. Erfährt ein Ehemann bei jedem Schaufensterbummel. Dass Frauen Fragen stellen, die Männer nicht einmal verstehen, raubt so manchem Ehemann den Schlaf. Dennoch ist Papst Franziskus ein fröhlicher und sympathischer Mann geblieben. Wie alle Ehemänner, die trotz Ehefrau 78 Jahre alt geworden sind.

Über die Strenge schlagen

30. November 2014. Viele ehemalige Mitglieder der Neuapostolischen Kirche (NAK) wollen ihre einstige Glaubensgemeinschaft immer wieder über die Strenge schlagen. Also über die Strenge, die eigentlich innerhalb der Kirchenmauern herrschen müsste, wenn alle Mitglieder das glauben würden, was sie eigentlich glauben sollten. Doch es gibt oft einen Unterschied zwischen Soll und Haben. Den viele ehemalige Mitglieder brandmarken. Sie hätten alle Mitglieder ebenfalls gern strenger.

"Wenn mich mein Freund am Sonntagmorgen vögeln will, vögeln wir", hat mir einmal ein durchaus hübsches NAK-Mädel erzählt. Das Fenster im Keller stehe für ihn immer offen. Aber nicht nur für ihn. Dabei hat sie mich schelmisch angeschaut. Habe ihr Freund keine Lust, begleite sie ihre Eltern zu den NAK-Veranstaltungen. Dann gelte sie als brav, was nicht schaden könne. Hätte sie das den oben erwähnten ehemaligen Mitgliedern erzählt - nicht auszudenken, was die alles aus den NAK-Schriften zitiert hätten. Dafür hätten sie allerdings nie erfahren, dass dieses durchaus hübsche NAK-Mädel ein weißes Höschen mit Blümchen drauf trug.

Derzeit herrscht große Aufregung auf den Internet-Seiten homosexueller NAK-Mitglieder, weil sich Teile einer Gemeinde darüber beschwert haben, dass ein schwules Paar in aller NAK-Öffentlichkeit gesegnet werden sollte. Der Segen sollte deshalb ins private Heim verlagert werden. Worüber sich ehemalige Mitglieder der Neuapostolischen Kirche aufregen. Aber eben anders als Teile der NAK-Gemeinde. Sie berufen sich dabei auf die Bibel, die Homosexualität verurteile. Diese Kritiker geben sich also fundamentalistisch, während es sich bei Teilen der aufgeregten Gemeinde wohl eher um eine spießige Gesellschaft handelt. Die wir leider noch überall finden. In einer muslimischen Gemeinde ist gerade eine Diskussion über Schwule und Lesben abgesagt worden, weil sich die Mitglieder aufregten.

Spießer sind eigentlich bedauernswerte Wesen, die allerdings gefährlich werden können. Wenn man ihnen zuviel Macht gibt oder wenn sie gar an die Macht kommen. Deshalb muss man dafür sorgen, dass Spießer ohnmächtig bleiben. Tatsächlich aufregend ist, was ein NAK-Funktionär aus der Aufregung in der erwähnten Gemeinde schließt. Er versteigt sich sogar zu der Behauptung, dass man zu der Verfolgung von Homosexuellen stehen könne wie man wolle! Da ist der Spießer-Zug entgleist. Er donnert gegen jene Wand, die von der NAK während des Hitlerfaschismus für Hilfe suchende Juden errichtet worden ist.

Wenn ich die Bibel richtig verstehe, dann sind die Liebende und der Liebende der Weg und das Ziel. Den Spießer-Wölfen sollen sie keinesfalls zum Fraß vorgeworfen werden. Wenn dann der Körper auch noch ein Tempel ist, darf man ihn wohl auch erforschen und erforschen lassen. Vieles ist Interpretationssache. Und ein weißes Höschen mit Blümchen drauf nicht zu verachten.

Spießer sollten viel häufiger ausgelacht werden oder verlacht. Wie jene NAK-nahen Zeitgenossen, die im Internet unbedingt anmerken müssen, dass ich vier Mal verheiratet gewesen bin. Der Tod meiner dritten Ehefrau hat mich eine Zeitlang gelähmt, aber jetzt würde ich für die drei Lebenden wieder sofort losfahren, wenn sie irgendwo in Not wären. Für so manche andere Frau auch. Ich sage es ganz offen: Ich bin lesbisch...

Gott als Kassenwart

30. August 2014. In der Neuapostolischen Kirche (NAK) herrscht eine Stimmung wie in der DDR nach dem Fall der Mauer. So mancher wird sich noch an die TV-Bilder von Egon Krenz erinnern, als dieser erklärte, nun liege viel Arbeit vor der SED. Danach war er wieder weg vom politischen Fenster des untergehenden Arbeiter- und Bauernstaates, in dem die Funktionäre den Arbeitern und Bauern die Hucke voll gelogen hatten, während sie es sich gut gehen ließen. 

Gut geht es auch den NAK-Funktionären. Viele Mitglieder lassen sich aber nicht mehr die Hucke voll lügen. Sie gehen. Diese Abstimmung mit den Füßen hat diese Sekte längst verloren. Die Finanzierung teurer Reisen und hoher Gehälter funktioniert nicht mehr so recht. Die Einnahmen aus Spekulationsgewinnen, Immobilienverkäufen und Spenden reichen kaum noch für den aufgeblähten Religionsbetrieb. Deswegen sollen die noch vorhandenen Mitglieder den Gürtel enger schnallen, damit ihre Kinder überhaupt noch einen Gürtel haben.

Wie dreist die Funktionäre inzwischen um Spenden betteln, zeigt das folgende Zitat, das dieser Tage auf den Seiten der NAK Nordrhein-Westfalen veröffentlich wird. Demnach hat ein Funktionär gesagt: "Wir versuchen mit aller Kraft, diese Gott gegebenen Opfer, die der Kirche zur Verfügung gestellt werden, sensibel und richtig einzusetzen."

Häh? NAK-Mitglieder drücken Gott Geld in die Hand, das dieser an die Funktionäre weiterleitet, damit die versuchen (!)...

Jeder zehnte deutsche Anwalt hat schon ein Buch von mir gelesen

13. September 2014. Es war einmal ein amerikanischer Sciene-fiction-Autor, der 1950 mit "Dianetik" einen Bestseller veröffentlichte, den er wahrscheinlich selbst nie gelesen hat. Der Erfolg kam mit einer Vorankündigung in einer Science-fiction-Zeitschrift. Dort gehörte der Aufsatz auch hin. Da aber L. Ron Hubbard - so hieß dieser Autor, der nach Angaben seiner Anhängerinnen und Anhänger 1984 nicht gestorben ist, sondern seine Daseinsform änderte - von Zukunftsgeschichten-Fans gründlich missverstanden wurde, machten sie aus "Dianetik" nicht nur einen Bestseller, sie gründeten mit diesem Buch unter dem Arm auch eine Psycho-Sekte, die fortan den Verstand auf Trab brachte, bis der Letzte um den Verstand gebracht worden war.

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Pfarrer vs Flüchtlinge

Das sagt also ein Pfarrer: "Nach biblischem Menschenbild hat jeder Züge des Egoisten und Missbrauchs in sich." Auch sonst zieht Peter Ruch aus Küssnacht in einem Interview mit der Schweizer Boulevard-Zeitung "Blick" gegen den Sozialstaat vom Leder. Hier klicken Wer es nicht schafft, hat nach seiner Auffassung vom Vierwaldstätter See wieder zu verschwinden. Ausgenommen Behinderte und Invalide. Die hat Gott nach Auffassung von Peter Ruch wohl schon völlig abgeschrieben.

Nicht eine Sekunde beschäftigt sich dieser Pfarrer mit den Ursachen der Flüchtlingsströme. Keinen einzigen Gedanken verschwendet er an Leid und Verzweiflung. Für ihn fällt die Welt biblisch auseinander: Die einen kriegen die Kurve, die anderen fliegen aus der Kurve. Peter Ruch hat offenbar nicht nur "Züge des Egoismus und des Missbrauchs in sich", sondern ganze Waggonladungen. Ist eben so, kann er sagen. Steht schon so in der Bibel...Oder, Herr Ruch?

Papst nicht nett zu Homosexuellen

Das ist nicht nett! Die Familiensynode der katholischen Führungsriege hat rigoros alle netten Passagen über Homosexuelle aus dem Abschlussdokument gestrichen. Auch dem Papst sind Homosexuelle in den Gemeinden nicht mehr willkommen, sie dürfen keine Bereicherung mehr darstellen, auch mit Feingefühl und Respekt soll ihnen nicht mehr begegnet werden.

Das wäre auch nicht nett! Ich streiche nun alle netten Worte über den Papst aus meinen blogs. Außerdem wird er von mir zu keiner Kommunion mehr zugelassen. Schließlich ist der Papst weder standesamtlich noch kirchlich verheiratet. Meines Wissens lebt er nicht einmal in einer "wilden Ehe". Damit verstößt er eindeutig gegen das biblische Gebot "Seid fruchtbar und mehret euch."

Das finde ich nett! Ich bin nicht katholisch. Organisationen, die reaktionär sind, schließe ich mich nicht an.