Dienstag, 26. Juli 2016

Gewaltfantasien

Auch Lady Milford hätte an dem
NAK-Gott keine Freude. 
Warum tötet Gott Andersdenkende eigentlich nicht?

Vor 60 Jahren haben die Zeugen Jehovas bedauert, dass "wir nicht in einer Welt leben", in der Abtrünnige getötet werden dürfen. Dieses Zitat muss dieser Tage der Chef der Neuapostolischen Kirche (NAK), Jean-Luc Schneider, entdeckt haben. Oder wie sonst ist diese Predigt-Passage zu erklären: "Gott tötet nicht die Menschen, die nicht so denken wie er. Der Mensch ist frei zu denken so wie er will. Gott tötet auch nicht diejenigen, die anderer Meinung sind wie er. Er lässt alle leben. Auch wenn in der Kirche manche nicht mit ihm einig sind, lässt er sie dennoch leben. Es ist aber eine Prüfung". Zitiert wird diese Passage auf NAK-kritischen Seiten. Gesagt haben soll Schneider das am 12. Juni 2016 in Metz. 

Da wir nach den jüngsten Terror-Meldungen von Politikern und Sicherheitsbehörden um Wachsamkeit gebeten werden, da wir darauf achten sollen, ob veränderte Verhaltensweisen oder aktuelle Meinungsäußerungen von Bekannten, Freunden oder Verwandten zu Sorge Anlass geben, erkläre ich vorsichtshalber erst einmal, dass der NAK-Chef weder zu meinen Bekannten noch zu meinen Freunden oder Verwandten gehört. Den Mann würde ich nicht in meine Wohnung lassen, wer weiß, wovon der nach drei Bier um Mitternacht faselt.

Da Schneider aber selbst von Prüfung spricht, sollten die Sicherheitsbehörden dringend prüfen, ob dieser Mann im harmlosesten Fall unter Geschmacklosigkeit leidet, wenn er so etwas in einem von Terror gebeutelten Land sagt oder ob dieser Mann im schlimmsten Fall seine Gewaltfantasien irgendwann ausleben könnte.

Man stelle sich einmal vor, jemand würde posten: "Merkel tötet nicht die Menschen, die nicht so denken wie sie. Der Mensch ist frei zu denken so wie er will. Merkel tötet auch nicht diejenigen, die anderer Meinung sind als sie. Sie lässt alle leben. Auch wenn in der Union manche nicht mit ihr einig sind, lässt sie sie dennoch leben. Es ist aber eine Prüfung." Genau, verstanden. Das würde nicht einmal Horst Seehofer posten...

Dass Schneider seiner Sinne immer weniger Herr zu sein scheint, könnte man auch aus seiner Behauptung ablesen, Gott habe eine Meinung. Gestattet sei mir ein Ende mit Schiller, der in "Kabale und Liebe" (2. Akt, 1. Szene) Lady Milford sagen lässt: "Kann ich eine Freude daran finden, Sie was zu fragen, wenn ich voraus weiß, was Sie mir antworten werden? Oder Worte mit Ihnen zu wechseln, wenn Sie nicht das Herz haben, andrer Meinung als ich zu sein?"

Donnerstag, 21. Juli 2016

Sekten-Wahn

Eine streng religiöse Krankheit

Der Schweizer Sektenexperte Hugo Stamm diagnostiziert dieser Tage "Apokalypse-Fieber" bei den Zeugen Jehovas. Klingt nach einer schweren Krankheit. Ist es auch. Eine streng religiöse.

Immer wieder hat sich Jesus die "Rechtgläubigen" vorgeknöpft, ihre Heuchelei und ihre Verlogenheit entlarvt. 2000 Jahre später würde er sich wahrscheinlich häufiger mit Sekten beschäftigen, die immer Blut lecken, wenn der Welt schwere Wunden geschlagen werden. Mitgefühl kennen solche Gruppen nicht, nur Gruppenegoismus, der erschreckend ist.

Die beste Medizin gegen diesen Wahn müssten eigentlich die unzähligen falschen Prophezeiungen sein, mit denen immer dann neue Mitglieder geworben werden, wenn eine Horrormeldung die nächste jagt. "Je schlimmer, desto besser für unsere Sache" scheint das Motto zu sein.

Immer wieder tauchen in meiner Erinnerung Bilder von einer meistens bezaubernden Frau auf, die - ehemals Zeugin Jehovas -  als Evangelikale so weitergemacht hat wie bisher. Ich musste dazwischen gehen, wenn sie ihren Jungen in die Kirche prügeln wollte, ihr Wahn brachte sie vorübergehend um den Verstand, bis ich sie in die Wirklichkeit zurückholte und sie über sich selbst erschrak. Irgendwann siegte der Wahn, ihre Tochter kam zu mir in die Küche und kleidete ihr Leid in diesen Satz: "Ich komme einfach nicht damit zurecht, dass du so locker bist und meine Mutter so streng." Als ich sie fragte, ob ich mich ändern solle, ging sie schweigend.

Warum Menschen dem religiösen Wahn verfallen, ist mir bis heute ein Rätsel geblieben. Dieser Wahn tötet alle positiven Gefühle. Das müsste man doch rechtzeitig merken. Merken streng Religiöse aber nie. Sie verbergen ihre Krankheit sogar vor sich selbst.     

Samstag, 2. Juli 2016

Kriminelle Vereinigung?

Jean-Luc Schneider. Foto: NAK NRW
Ein Ex-Mitglied der Neuapostolischen Kirche haut drauf

"Für mich ist dieser gesamte NAKI e.V. samt seinen Beschäftigten und den Verlautbarern der div. GKn schlicht eine kriminelle Vereinigung, der es ausschließlich um Bereicherung durch Ausbeutung sich verdummen lassender Nachläufer geht..."

Schreibt Franz-Christian Schlangen auf seinen "religionskritischen Seiten". NAKI steht für Neuapostolische Kirche International, GKn für Gebietskirchen. Als ehemals überzeugter NAKI- und GKn-Anhänger setzt er sich immer wieder auf eine Art und Weise mit dieser Glaubensgemeinschaft auseinander, die eigentlich nur ihm selbst schaden kann.

Natürlich verkündet der NAKI-Chef Jean-Luc Schneider höheren Blödsinn, wenn er verkündet, dass die Existenz von Mitgliedern ein Beweis dafür ist, dass sich die Chefs zu Recht "Apostel" nennen. Die Existenz eines Fußballes beweist schließlich auch nicht, dass sich ein Spieler zu Recht Weltstar nennt. Die NAKI-Chefs sind keine Apostel. Jedenfalls nicht im biblischen Sinne. Darüber muss man nicht diskutieren, dazu muss man nur die Primärliteratur, also die Bibel lesen. 

Auch darüber, ob es sich bei der Neuapostolischen Kirche um eine "christliche Kirche" handelt, wie Kai Funkschmidt, Referent bei der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW), meint, lässt sich trefflich streiten. Die erste Frage müsste lauten: Hat Jesus überhaupt eine Kirche gegründet? Die Antwort: Hat er nicht. Jedenfalls nicht laut Bibel. Die allerdings nicht hilfreich ist, wenn man den historischen Jesus kennenlernen möchte. Über den wissen wir so gut wie nichts. 

Den NAKI-Chefs kann man durchaus Heuchelei vorwerfen, wenn sie einerseits gegen den Mammon predigen und andererseits hohe Gehälter einstreichen, die ohne die Spenden der Mitglieder nicht gezahlt werden könnten. Dennoch verbietet sich der Vergleich mit "kriminellen Vereinigungen". Die Rote Armee Fraktion ist eine gewesen, der IS ist eine, die Mafia, die NSDAP. Wer die NAKI in diese Reihe stellt, verharmlost Vereinigungen, die wirklich kriminell sind.

Eine Zeitlang habe ich Sektenaussteiger beraten, dabei stellte ich fest, dass ehemalige Zeugen Jehovas besonders aggressiv waren, ehemalige Mitglieder der Neuapostolischen Kirche dagegen eher enttäuscht. Als Mitglieder dieser Glaubensgemeinschaften wähnten sie sich in der Rolle Auserwählter, der freie Fall auf den Boden der Tatsachen verursachte Schmerzen, die man hätte vermeiden können, wenn man diesem Wahn nicht erlegen wäre. Was man aber von Kindesbeinen an gelernt hat, lässt sich nicht so leicht abschütteln, es sei denn, man hat auch als Kind schon schnell die Kurve bekommen, die am Auserwähltsein vorbeiführt in die Erkenntnis, dass dieser Wahn aus purem Egoismus gespeist wird. Wer "nach mir die Sintflut" denkt, muss sich auch die Sintflut wünschen.

Manchmal denke ich, dass alles so einfach sein könnte. Da der Islam lehrt, dass Jesus die Wahrheit gesagt hat, müsste man sich eigentlich nur darauf einigen: Mohammed und Jesus sind Propheten Gottes gewesen. Sie haben gelehrt, was sie zu ihrer Zeit für erforderlich gehalten haben. Mohammed hat sich mit zwei Religionen auseinandergesetzt, Jesus mit einer. Gott liebt alle Menschen, mögen sie nun an ihn glauben oder nicht. Ständig wiederholte Bekenntnisse braucht er nicht. Gott ist nicht eitel, er wundert sich nur immer wieder darüber, wie wir gelegentlich unser Leben verschwenden für Dinge, die sich früher oder später als nutz- und freudlos entpuppen.

Sektenaussteiger, die sich als Ehemalige häufiger oder genauso oft mit dem Verein auseinandersetzen, zu dem sie einmal gehört haben, wie zu Zeiten ihrer Mitgliederschaft werden nie frei sein können von dem, was sie für falsch halten.

Wenn die Zeugen Jehovas und die Neuapostolische Kirche behaupten, Gott habe ihnen etwas gesagt, wird sich Gott jedes Mal fragen: "Was habe ich?" Das steht fest. Punkt.

Meine Erfahrungen mit der NAK