Dienstag, 9. April 2013

Denk-Bar 2013

9. April 2013
In der NAK ist seit 1984 alles anders?

Herr Renz, die Neuapostolische Kirche wird immer wieder als autoritäre Glaubensgemeinschaft mit strengen Regeln dargestellt. Wird es nach wie vor nicht gern gesehen, wenn Jugendliche Kinos, Diskotheken oder öffentliche Tanzveranstaltungen besuchen?

Björn Renz: Diese Zeiten sind lange vorbei. Seit 1984 herrscht in der Neuapostolischen Kirche weltweit offiziell das Prinzip der Eigenverantwortung vor. Auch in unserem kürzlich veröffentlichten Katechismus kann jeder nachlesen, dass die private Lebensführung weder kontrolliert noch sanktioniert wird.

Sagt Björn Renz, Sprecher der Neuapostolischen Kirche (NAK), in einem Interview mit dem "Weser Kurier". Warum dieser Mann die Öffentlichkeit so dreist belügt, ist mir schleierhaft. Als Vorstandsmitglied des bundesweiten Vereins "Artikel 4 - Initiative für Glaubensfreiheit" habe ich mit unzähligen Aussteigerinnen und Aussteigern gesprochen, die mit dem Druck nicht mehr fertig wurden, die von Selbstmordgedanken geplagt der Verzweiflung nahe waren. Dieser Verein wurde 1990 in Essen gegründet.

So fand ich eines Tages einen Zettel auf dem Küchentisch, den meine Frau geschrieben hatte. Da wohnten wir in Hannover-Buchholz. Die Wohnung mieteten wir 1987, also drei Jahre nach der angeblichen Lockerung strenger Regeln in der Neuapostolischen Kirche. Angerufen hatte ein NAK-Mitglied, das aus dem Fenster springen wollte. Ich fuhr sofort zu der angegebenen Adresse. Der Mann erzählte mir, dass er immer wieder von NAK-Amtsträgern behelligt werde, obwohl er sich Hausbesuche verbeten habe. Er wollte Mitglied einer Band werden. Das hatten ihm NAK-Amtsträger verboten. Ich redete so lange auf diesen Mann ein, bis er nicht mehr aus dem Fenster springen wollte. Dann rief ich einen der NAK-Amtsträger an, der immer wieder vor dem Haus dieses Verzweifelten gestanden hatte. Seine Reaktion: "Ich werde das nach oben weiterleiten."...

Zu jener Zeit hatte der NAK-Kirchenpräsident Richard Fehr die Parole ausgegeben, dass Kritik in der NAK nichts zu suchen habe, weil dieses Wort nicht in der Bibel stehe. Das tat er in Hannover! In der NAK-Zeitschrift "Unsere Familie" erschienen weiterhin wundersame Geschichten über die angeblichen Gefahren, die beispielsweise auf Tanzflächen lauern können. Die Welt außerhalb der NAK war weiterhin vom Teufel.

Auf meine Veröffentlichungen in Broschürenform reagierte die NAK ab 1988 höchst aggressiv, man schüttete mich mit Strafanträgen zu, die allerdings erfolglos blieben. Ich beriet im Laufe der Zeit um die 2 000 Aussteigerinnen und Aussteiger.

Das wischt Björn Renz einfach so vom Tisch? Inzwischen ist die NAK nicht mehr so streng wie früher, weil sie sich diese Strenge gar nicht mehr leisten könnte. Viele junge Leute lassen sich das nicht mehr gefallen. Die meisten sind sowieso schon gegangen. Der Mitgliederschwund ist keinesfalls - wie von Renz behauptet - gering, sondern enorm. Die wahren Zahlen werden verschleiert. Würde die NAK - wie die Zeugen Jehovas - nur die aktiven Mitglieder zählen, läge sie mittlerweile hinter dieser Sekte...

13. März 2013
Wo ist Gott derzeit eigentlich?

Das ist keine Satire. Das steht so auf den Internet-Seiten der Neuapostolischen Kirche von Nordrhein-Westfalen: "In seiner Begrüßung verwies der für die Öffentlichkeitsarbeit in Nordrhein-Westfalen zuständige Apostel Franz-Wilhelm Otten darauf, dass die Neuapostolische Kirche manchmal die Formulierung "im Rahmen der Möglichkeiten" verwende. Dies auch, wenn es um finanzielle Mittel für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit gehe.

Er ermunterte die Bezirksbeauftragten, nicht zu vergessen, dass diese Möglichkeiten doch erheblich seien. Denn: "Wir können es mit Gott machen." Was aktuell nicht so ganz richtig ist, denn derzeit schwebt der Geist Gottes angeblich über der Sixtinischen Kapelle, wo 115 Kardinäle eingeschlossen worden sind, bis weißer Rauch aufsteigt. Einige von ihnen sollen mit Intrigen den "deutschen Papst" in den Ruhestand getrieben haben.

Intrigen kann auch die Neuapostolische Kirche. Wenn es um den Machterhalt gegangen ist, dann kopierte die Chefetage gelegentlich sogar Aktionen der Nationalsozialisten. Beispielsweise 1960. Soeben war ein Kirchenpräsident gestorben, der behauptet hatte, Gott und Jesus hätten ihm bei einer persönlichen Begegnung versichert, dass er nicht sterben werde. Nicht alle glaubten das. In Düsseldorf wurden drei Kirchenpräsidenten deswegen rausgeworfen, einer von ihnen war 1948 zum Nachfolger des seinerzeit offiziell noch nicht Unsterblichen berufen worden. Auch in der Schweiz hatte man Führungskräfte davongejagt.

Mit dem Tod dieses Kirchenpräsidenten am 6. Juli 1960 kamen Schmutzkampagnen, die ihresgleichen suchen. So schrieb ein gewisser Ernst Streckeisen, der 15 Jähre später selbst das höchste Amt in der Neuapostolischen Kirche bekleidete, an die Amtsträger der Schweiz und warnte diese vor "Schmähschriften" Streckeisen warnte am 28. Juli 1960 in drastischen Worten vor den Schriften von Kritikern, die mit dem soeben gestorbenen Kirchenpräsidenten über Kreuz gelegen hatten. Er verkündete den folgenden Entschluss: "Durch schmutziges Wasser kann niemand rein werden. Man kann sich damit nur beschmutzen und verunreinigen. Das Trinken schmutzigen Wassers kann lebensgefährlich sein. Deshalb empfehle ich allen, die solche Schriften erhalten, zu machen was ich mache: Ich lese diese Art Literatur nicht. Es steht natürlich jedermann frei, die per Post empfangenen Drucksachen ohne weiteres unfrankiert (dieses Wort ist unterstrichen) an den Absender zurückgehen zu lassen mit der Aufschrift auf dem Kuvert: Zurück an den Absender (mit Unterschrift). Das beste dürfte sein, die Schriften den Brüdern abzugeben. Eine weitere Möglichkeit ist, solche Schmähschriften dem Feuer zu übergeben."

Auch das ist damals angeblich "mit Gott" gemacht worden. Wie jetzt "mit Gott" in Rom der neue Papst gewählt wird...Dem Vernehmen nach könnte es jemand werden, der alle Skandale der katholischen Kirche unter den Teppich kehrt.


13. März 2013
Die Kraft von Terrier-Gedanken

Heute Morgen habe ich als Jagdterrier ein Wunder erlebt. Beim Lesen der “Wilhelmshavener Zeitung” (WZ) füllte sich kraft meiner Gedanken mein Napf immer wieder mit Leckerlis. Das geschah, als ich die Seite 10 aufschlug. Dort stand ganz oben “Lkw-Fahrer bei Plus-Graden erfroren”. Behauptet hat das die Theologin Birgit Fingerhut bei einem überkonfessionellen Frühstückstreffen für Frauen in Jever. Das ist so etwas ähnliches wie ein übertierisches Mampfen, bei dem stets die Katzen das Sagen haben wollen.

Das Wunder von Heppens, 11. März 2013

Jugendämter sollten bei der Neuapostolischen Kirche vorbeischauen

9. März 2013. "Für den ersten Sonntag im März 2013 sollen in den Bezirken der Neuapostolischen Kirche (NAK) Nordrhein-Westfalen Entschlafenengottesdienste als Kindergottesdienste für Zehn- bis 14-Jährige angeboten werden. Das Ziel besteht darin, „unsere Kinder altersgerecht an das Entschlafenenwesen unserer Kirche heranzuführen“, wie es in einem Schreiben des Apostels Wilhelm Hoyer heißt. Dies sei eine „verantwortungsvolle Aufgabe“ – der sich die Geistlichen ausweislich spezieller Leitgedanken sogar mittels ausgefeilter Theatereinlagen im Gottesdienst annehmen sollen. Eine Art Drehbuch gibt die Kirchenleitung praktischerweise gleich vor."

Heißt es im "Religionsreport", der sich kritisch mit der Neuapostolischen Kirche (NAK) auseinandersetzt. Was aber ist "Entschlafenenwesen" der NAK, deren Abkürzung bei google inzwischen häufiger zur "Nationalen Armutskonferenz" führt als zu Berichten über diese Glaubensgemeinschaft, die um 1896 entstanden ist?

In erster Linie handelt es sich um ein Zeitproblem. Stets ist die Neuapostolische Kirche davon ausgegangen, dass Jesus noch heute wiederkommt, die gehorsamen Mitglieder dieser Glaubensgemeinschaft zwischen Himmel und Erde in Empfang nimmt und mit ihnen im Himmel Hochzeit feiert, während über die Erde unvorstellbare Katastrophen hereinbrechen.  Deshalb werden auch im Jenseits Mitglieder geworben, gibt es auch dort Amtsträger der NAK. Wie die sich mit den Mormonen verständigen, die das Gleiche tun, ist eine Frage, der sich allerdings noch niemand gewidmet hat.

Der Frage, welche psychischen Schäden Kinder davontragen, wenn sie mit diesem "Entschlafenenwesen" konfrontiert werden, haben sich dagegen schon viele gewidmet. Denn diese Toten werden nicht etwa im Jenseits in die Neuapostolische Kirche aufgenommen, sondern dreimal im Jahr im Diesseits bei speziellen Veranstaltungen dieser Glaubensgemeinschaft. Sogar der tote Luther soll im 19. Jahrhundert bei einem dieser "Entschlafenengottesdienste" vorbeigeschaut haben, weil er nicht länger evangelisch sein wollte.

Die Horrorfilme, die dabei in den Köpfen von Kindern entstehen können, sind viele nie wieder losgeworden. Sie schreckten noch als Erwachsene nachts hoch, weil sie einen Toten in der Wohnung wähnten. Die kindliche Gewissheit, dass Oma oder Opa im Himmel dafür sorgen, dass ihren Enkeln nichts Böses geschieht, wich der Wahnvorstellung, dass nicht einmal die Toten bedingungslos lieben können, wenn sie nicht neuapostolisch sind.

Wahngebilde sind wie Krebsgeschwüre. Sie fressen sich immer weiter und zerstören irgendwann alles. Ich erinnere mich noch gut an die Wutanfälle eines Neffen vor mir, der schon außer sich war, als ich ihn daran erinnerte, dass wir an einem Karfreitag mit dem Rad unterwegs waren. "Du glaubst doch wohl nicht, dass ich zur Neuapostolischen Kirche gehe", brach es aus ihm heraus. Erst als ich ihm versicherte, dass mir so was fern liege, kamen wir uns wieder näher...

Wenn es einen Gott im Himmel gibt, wird er sich darüber gefreut haben. Denn: "Es ist wie es ist, sagt die Liebe." Jugendämter sollten sich einmal anschauen und anhören, was geschieht, wenn die NAK "Kinder altersgerecht an das Entschlafenenwesen" heranführt. Es könnte durchaus Kindeswohlgefährdung sein...


Der Papst tritt zurück

11. Februar 2013. „ Nachdem ich wiederholt mein Gewissen vor Gott geprüft habe, bin ich zur Gewissheit gelangt, dass meine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben.“

Im Bewusstsein des Ernstes dieses Aktes erkläre er daher mit voller Freiheit, auf das Amt des Bischofs von Rom, des Nachfolgers Petri, das mir durch die Hand der Kardinäle am 19. April 2005 anvertraut wurde, zu verzichten.“
Bei einer Vollversammlung der Kardinäle hat heute Papst Benedikt XVI. diese Erklärung abgegeben, am 28. Februar 2013 sind wir Rücktritt.  Wieder einmal.  Nachrichtensendungen ohne Rücktrittsmeldungen sind in Deutschland nur noch vorübergehender Natur.

Die Rücktrittsankündigung fällt in eine Zeit der wachsenden Kritik an der katholischen Kirche. Was sie predige, sei nicht mehr zeitgemäß, was sie tue, gelegentlich unbarmherzig. Der Kölner Kardinal Joachim Meisner wehrte sich dagegen mit einem verbalen Missgriff. Er sprach von wachsender "Katholikenphobie", ein Kollege sogar von Pogromstimmung.

Niemand wird bestreiten können: Auch in dieser Organisation liegen Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander. Ob der nächste Papst daran etwas ändern kann, ist eine Frage, die sich nicht mit einem spontanen Ja beantworten lässt.


Zeugen ist gut, nicht erziehen ist besser

29. Januar 2013. In der “heute-show” ist vorigen Freitag ein katholischer Merkwürdenträger zu Wort gekommen, der auf die Frage, ob auch Jesus ein Vergewaltigungsopfer aus einer Klinik geworfen hätte, antwortete: “Jesus war kein Mediziner.” Gründer der katholischen Kirche war Jesus aber auch nicht, was allerdings keinen Merkwürdenträger daran hindert, sich der Öffentlichkeit in Kleidern zu zeigen und Kinder zu zeugen, die er anschließend nicht mehr kennt. Motto (bei Paulus angelehnt): “Zeugen ist gut, nicht erziehen ist besser.”

Noch mehr Katholisches


Zuhälterlimousinen vor der Diakonie?

14. Januar 2013. "Schlimmer Verdacht: Haben Behinderte mit Prostitution ihr Taschengeld aufgebessert? Die "Hildesheimer Allgemeine Zeitung" (Samstag) hatte berichtet, dass Behinderte sich immer wieder Freiern angeboten haben sollen, um ihr Taschengeld aufzubessern. Bewohner der Behinderteneinrichtung Diakonie Himmelsthür sollen dem Bericht zufolge von "schwarzen Zuhälterlimousinen" abgeholt worden sein."

Diese Meldung wird heute von vielen Medien verbreitet. Als Zeitungsleser traue ich mich inzwischen schon nicht mehr, die vermischten Seiten zu lesen. Dort wimmelt es geradezu von Nachrichten, die so beginnen: "Religionslehrer soll...", "Ein Küster wird verdächtigt...", "Gegen einen Pfarrer werden..."

Wieviel Schlimmes in der Vergangenheit in kirchlichen Kinderheimen und Einrichtungen geschehen ist, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Ein Ende ist nicht abzusehen?


Wie Pfeifen im dunklen Wald

7. Januar 2013. "Die Apostel und ihre Mitarbeiter der damaligen Zeit, ihr starkes Sendungsbewusstsein und ihren Mut wolle er sich als Vorbild nehmen." Soll der in diesem Jahr aus dem Amt scheidende Kirchenpräsident der Neuapostolischen Kirche in Herford gesagt haben. Dazu befindet sich in meinem Archiv ein Tagebuch des zweiten Kirchenpräsidenten aus dem Jahre 1928, in dem er über Grabenkämpfe an allen Fronten berichtete und resigniert vorschlug, man möge ihn ablösen. Wilhelm Leber kann sich diese Zeiten nicht wirklich zurück wünschen. Er hat ganz andere Probleme, die er schlicht nicht einordnen kann. Die aktuelle Mitgliederzahl in Deutschland hat die Neuapostolische Kirche (NAK) gerade auf 355 000 nach unten korrigiert. Und was erfährt man auf den Seiten der NAK von Nordrhein-Westfalen? Mitglieder erkundigen sich, wie man austreten kann...

Dennoch verlässt Leber angeblich nicht der Mut, denn: "Gott ist mit uns." Das behaupten sie alle. Sogar der Papst erweckt diesen Anschein. Glauben heißt immer: nicht wissen...Wissen müsste die Neuapostolische Kirche allerdings, dass sie in diesem Jahr keinesfalls ihr 150-jähriges Bestehen feiert.

In England hat es in den 30-er Jahren des 19. Jahrhunderts eine Erweckungsbewegung gegeben, die davon ausging, dass eine Kirche Apostel haben müsse. Zwölf sollten es sein. Es wurden 13. Einer lehnte dieses Amt ab. Weiß heute kaum noch jemand. Im Jahre 1863 gab es davon noch sechs, deshalb berief ein so genannter "Prophet" in Deutschland weitere Amtsträger. Die wurden von den Engländern abgelehnt. Die Spaltung war da und setzte sich fort. Der erwähnte "Prophet" wurde 1878 gefeuert. Aus Streit, Neid, Missgunst und Intrigen ging ein Bahnmeister hervor, der Friedrich Krebs hieß und 1896 eine neues Amt erfand: den Stammapostel, ohne den alle anderen nichts mehr tun konnten. Das sorgte für den nächsten Zoff. Besonders in den Niederlanden konnte man sich mit dieser Neuorganisation nicht so recht anfreunden. Ein Riss folgte dem anderen. Keine Glaubensgemeinschaft hat so viele Abspaltungen wie die NAK. Nach jeder Trennung wurden Dreckschleudern in Stellung gebracht.

Dennoch ist Wilhelm Leber dafür, "das Jahr 2013 mit Bedacht zu einem Jahr des Bekennens" auszurufen. Da kann er nur darauf hoffen, dass die "Bekennenden" nicht auf Gesprächspartner treffen, denen die NAK-Geschichte bekannt ist. Sonst bliebe nur ein Rückzug, den Leber jedoch ablehnt: "Auch klar und unmissverständlich zur Sache zu stehen und nicht zu taktieren oder Ausflüchte zu suchen, sei Wesen des Bekennens, genauso wie furchtlos zu sein und keine Furcht davor zu haben, Nachteile erleiden zu müssen."

Welche Folgen eine klare Ansage haben kann, weiß ich aus Erfahrung. Als 1988 der Evangelische Kirchenfunk Niedersachsen (EKN) drei kritische Sätze über die NAK ausgestrahlt hat, die von mir stammten, begann eine Schlammschlacht. Wüste Beschimpfungen am Telefon waren noch harmlos gegen Intrigen hinter meinem Rücken. Der EKN-Redakteur schloss daraus: "Wenn die so reagieren, darfst du dich nicht zurückziehen."

Also begann ich mit intensiven Recherchen, sprach mit Ex-Mitgliedern und Ex-Funktionären. Mein erstes Buch war kaum auf dem Markt, als schon 200 Exemplare auf dem Postweg verschwanden. Ein ehemaliger NAK-Spitzenfunktionär wies mich darauf hin, dass bei der Post in Frankfurt drei NAK-Mitglieder arbeiten. Da sich der Verlag in Worms befinde, erfolge der Versand wohl über Frankfurt und...Auf diese Idee wäre ich selbst nie gekommen. Mir wurde allerdings klar, was dieser ehemalige Spitzenfunktionär für möglich hielt, während sein Vater, der noch zur NAK gehörte, Telefonate führte, die mit seinem Einverständnis mit geschnitten wurden. Dieser Mann hatte ebenfalls ein hohes NAK-Amt bekleidet und erging sich nun in Telefongesprächen mit Ex-Kollegen in Drohungen. "Wenn ich..." "Solltest du nicht..."

Dem hätte Wilhelm Leber schon vor 20 Jahren sagen sollen, was er Neujahr in Herford gesagt hat: "...wir wollen mit göttlicher Weisheit und Kraft im rechten Moment das Rechte sagen." Aber so ist das in fast allen Organisationen: Die Spitzenleute predigen Wasser und trinken so lange Wein, bis sie sich gegenseitig mobben.

Drei Jahre ist es her, dass ein NAK-Mitglied in Wilhelmshaven zur Rede gestellt worden ist, weil er meine Warnung vor der Behauptung, Spitzenfunktionäre seiner Glaubensgemeinschaft könnten Krankheiten heilen, nicht in den Wind schlug. Drei Amtsträger stellten ihn zur Rede, doch er blieb dabei: "Peter hat Recht." Kinder erzählten mir, dass sie von ihren Eltern zum Kirchgang gezwungen werden, andere versicherten mir dennoch mit einem verschmitzten Lächeln: "Denen glaube ich kein Wort mehr..."

Ich liebe Menschen, die unbefangen sind und fröhlich, ehrlich und ohne Scheu vor Neuem, Unbekanntem und bis dahin Undenkbarem. Oft hat man versucht, mich einzuverleiben, lehnte ich solche Versuche ab, reagierte so mancher aggressiv und mit allerlei merkwürdigen Handlungen. In solchen Momenten ist mir stets der Satz eines Politikers eingefallen, der vor 30 Jahren einem Chefredakteur einer Zeitung nach der Veröffentlichung eines Kommentars sagte: "Wen es trifft, den trifft es..."

So war es auch, als ich erfuhr, dass NAK-Amtsträger vor meinem ersten Buch mit falschen Behauptungen über den Inhalt gewarnt hatten...Der damalige Kirchenpräsident fälschte sogar die Bibel und behauptete, das Wort Kritik komme in diesem Buch nicht vor. Wer sich darauf verlassen muss, dass die anderen nicht informiert sind, führt nichts Gutes im Schilde...Mir sind Menschen mit Sendungsbewusstsein schon immer suspekt gewesen.