Freitag, 9. Mai 2008

Anthroposophie

8. Mai 2008
Anthroposophie: Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit?

Ein Anthroposoph hat sich beim Deutschen Presserat über einen „Spiegel“-Bericht beschwert, berichtet Herbert Ludwig am 29. April 2008 in der Onlinezeitung 24 und titelt „Wie der Deutsche Presserat Lügen des Spiegel zur Wahrheit erklärt.“ Das Hamburger Magazin habe sich zynisch abwertend und herabwürdigend über die Lehre von Rudolf Steiner ausgelassen, der Gipfel der Unwahrheiten sei mit diesem Satz erklommen worden: „Nahezu nichts ist im Einklang mit wissenschaftlichen Erkenntnissen. Das wusste Steiner natürlich und beschied Kritiker mit dem Satz: ´Schon der Einwand: ich kann auch irren, ist störender Unglaube.´“

Verwunderlich ist in diesem Zusammenhang, dass Anhängerinnen und Anhänger von allumfassenden Erklärungsmustern immer so sehr aus dem Ideologie-Häuschen sind, wenn jemand etwas Negatives schreibt. Dabei müssten doch eigentlich auch für „Spiegel“-Redakteure diese Sätze von Rudolf Steiner gelten: “Sehen Sie, so hat sich die Sache entwickelt, dass diese fünf Rassen entstanden sind. Man möchte sagen, in der Mitte schwarz, gelb, weiß und als ein Seitenhieb des Schwarzen das Kupferrote, und als ein Seitenzweig des Gelben das Braune - das sind immer die aussterbenden Teile. Die Weißen sind eigentlich diejenigen, die das Menschliche in sich entwickeln.” So gesehen müssten Anthroposophen doch eigentlich bei gewissen Journalisten mit weißer Hautfarbe nur Geduld aufbringen, zumal sie mehrmals leben…

Doch mit der Geduld ist das genauso eine Sache wie mit der Wahrheit. Hier wird sie geholfen, gilt nämlich nicht für die Anthroposophie, habe ich erfahren, als wir in Hannover-Bothfeld ein Kulturzentrum gründeten und auf die Idee kamen, dass sich alle Gruppen, die es in diesem Stadtteil gibt, der Öffentlichkeit vorstellen sollten.

Getrennte Veranstaltungen

Von unserem Kulturzentrum bis zur Grasdachsiedlung der Steiner-Anhänger waren es nur wenige 100 Meter, bis zur Waldorfschule auch. Also planten wir einen Diskussionsabend mit Anthroposophen und deren Kritikern. Die Kritiker stimmten sofort zu, von der anderen Seite wurde(n) uns Steine(r) in den Weg gelegt. Die Anthroposophen bestanden auf getrennte Veranstaltungen.

Nach längeren Diskussionen ohne schlüssige Begründung der Steiner-Anhänger stimmten wir zu, erlebten einen Abend mit Lobliedern auf die Waldorf-Pädagogik und mit ausweichenden Antworten auf kritische Fragen.

Knallhart zur Sache ging es dagegen bei dem Diskussionsabend mit den Kritikern, an konkreten Beispielen wurde dem Publikum klar gemacht, dass es schon an der Mitwirkung der Eltern an Waldorfschulen hapert, dass es einen inneren Zirkel gibt, der mehr weiß als alle anderen.

Merkwürdigkeiten nach Diskussionsabend

Da ich für die Anthroposophen als treibende Kraft für die Veranstaltung mit den Kritikern galt, häuften sich anschließend Merkwürdigkeiten, die mir klar wurden, als ein Vater bei mir in der Redaktion auftauchte und erzählte, dass er seinen Sohn von einer Waldorfschule genommen hatte, weil der Junge einen immer verwirrteren Eindruck machte.

Da dieser Vater auch schon für das nächste Schuljahr bezahlt hatte, wollte er dieses Geld wieder haben, biss mit seiner Forderung aber auf Granit. Ich schrieb einen Artikel, wenige Tage später war dieser Vater wieder bei mir in der Redaktion und legte mir einen Brief des Schulleiters vor, den dieser an alle Eltern der Waldorfschülerinnen und Waldorfschüler verschickt hatte. In diesem Schreiben wurde schlicht behauptet, um meinen Geisteszustand sei es nicht gut bestellt…

Masern an Waldorfschule

In einer österreichischen Waldorfschule brachen aufgrund des mangelnden Impfschutzes unter den Schülern Anfang April die Masern aus. Die Krankheit griff schnell um sich, so dass dieser Epidemie schlussendlich nahezu 200 Fälle in Österreich und im bayerisch-österreichischen Grenzgebiet zugerechnet werden mussten.

Schnell machten Behauptungen die Runde, Schüler der betroffenen Schule seien von ihren Eltern bei sogenannten "Masern-Partys" dem Erreger absichtlich ausgesetzt worden. Anthroposophie-Kritiker wiesen auf die Ideen Rudolf Steiners (Begründer der Anthroposophie und der Waldorf-Schulen) zum Thema Krankheit und Karma hin.

Neben anderen Dingen stellte sich heraus, dass der Schularzt der betreffenden Schule die Voraussetzungen für eine Tätigkeit als Arzt und insbesondere als Schularzt nicht erfüllte.

Telepolis, 27. April 2008

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